Ein Wochenende in Paris

Alle reden von der deutsch-französischen Freundschaft, wir leben sie.

Fast 60 Jahre nach Unterzeichnung des Elysée-Vertrags 1963 und ziemlich genau 60 Jahre nach der Wahl Konrad Adenauers zu seiner vierten Amtszeit als Bundeskanzler (man wird der Jubiläen nicht müde), haben wir, eine Gruppe von knapp 20 JU-lern aus Düsseldorf und Umgebung, uns mit einem Kleinbus aufgemacht zu einem Ausflug der besonderen Art.


Los ging es am Freitag, den 01. Oktober 2021, zu einem Wochenendtrip mit einer Schar in der Größe von annähernd einer heutigen Schulklasse. Tatsächlich hatte die Reise auch etwas von einer Klassenfahrt, von der heiter-gelösten Stimmung und dem aufgeregten Bauchgefühl her zu urteilen. Gerade für diejenigen unter uns, die es zum ersten Mal in französische Gefilde verschlug, verstärkte sich der Eindruck einer Bildungsreise wie zu Schülerzeiten. Und diese Bildungsfahrt sollte, das war jedem klar, an einem kurzen Wochenende wahrhaftig zu einer Tour de Force werden. Bei einer Weltstadt wie Paris mit so unendlich vielen Sehenswürdigkeiten konnte das Programm nicht anders als ambitioniert sein.


Bevor wir überhaupt in der französischen Hauptstadt ankamen, besuchten wir in Compiègne den historischen Ort der beiden Waffenstillstände von 1918 und 1940, heute ein Mahnmal des Friedens. Im Angesicht dieses bedeutungsschweren Ortes machte sich schnell Demut breit. Auf der Weiterfahrt nach Paris konnte einem nun klar werden, welche Höhen und Tiefen Frankreich und Deutschland vereinen. Noch am selben Abend nach der Ankunft beim Hotel im malerischen Künstlerviertel Montmartre ging es hinauf auf den namensgebenden Hügel über der Stadt, auf dem majestätisch und eindrucksvoll die Basilika von Sacré-Coeur thront. Der Ausblick über das nächtliche Paris mit all seinen Lichtern und besonders dem hell erleuchteten Eiffelturm gab einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. 


Früh auf den Beinen ging es am Samstagmorgen mit der Métro stadteinwärts zur deutschen Botschaft, wo uns eine Botschaftsmitarbeiterin empfing, um uns etwas über die Arbeit der Botschaft und die Wahrnehmung des politischen Deutschlands in Frankreich, gerade nach der nicht mal eine Woche zurückliegenden Bundestagswahl, zu erzählen. Auf der anschließenden Tour durchs Regierungsviertel sahen wir die Zentren der französischen Politik, darunter vor allem den Elysée-Palast.  Die anschließende Tour zum Eiffelturm setzte das Sightseeing fort. Die üblichen Verdächtigen kreuzten dabei unseren Weg. Die Place de la Concorde, die Tuilerien- Gärten und natürlich der Louvre mit seiner Glaspyramide luden uns zum (kurzen) Verweilen ein. Vom Eiffelturm aus ging es auf eine Seine-Rundfahrt, an deren Ufern wir noch so manch anderes berühmte Bauwerk erblicken sollten. Besonderen Eindruck machte dabei die immer noch von dem schrecklichen Brand vor über zwei Jahren gezeichnete Kathedrale von Notre-Dame und sicherlich blutete dem ein oder anderen von uns beim Anblick des Wunderbaus ohne Vierungsturm das Herz. Doch Ablenkung verschaffte die nahtlose Fortsetzung des Stadtrundgangs, der uns schließlich zum Arc de Triomphe führte, dem eigentlichen Anlass unserer Stipvisite. Denn hier wurde postum das Werk von niemand Geringeres als Christo vollendet. Sein letztes Projekt, dass er zu Lebzeiten nicht mehr realisieren konnte, sollte die Verhüllung des weltweit bekannten Triumphbogens an der Champs-Elysée sein. Nun also sollten wir uns ein eigenes Bild von dem Ergebnis machen.


Den steinernen Monumentalbau gänzlich von Stoff umhüllt zu sehen, so wie einst den Reichstag in Berlin, war schon ein besonderes Gefühl. Vom Dach des Triumphbogens aus hatten wir erneut eine selten schöne Aussicht auf die Stadt der Liebe mit all ihren Lichtern. Wer ein besonders originelles Souvenir mit nach Hause nehmen wollte, der konnte sich am Boden vor dem Denkmal ein Stück des recyclebaren Verhüllungsstoffs mitgeben lassen. Der Sonntagvormittag war schließlich erneut ganz dem zum Christo-Kunststück gewordenen Arc de Triomphe gewidmet. Denn unweit des Bogens auf dem Étoile trafen wir uns auf der Terrasse eines kleinen Cafés, wie man sie hier ja in Hülle und Fülle findet, mit Dr. Alexander Fils, der Christo lange kannte und mit ihm zusammenarbeitete. Unser Düsseldorfer Ratsherr und Kunstbuchverleger erklärte uns anschaulich seine Arbeit mit Christo und die Bedeutung seiner Kunstwerke. Der Rest des Tages galt nun der Rückkehr nach Düsseldorf und wieder ging es quer über das weite französische Land.


Als wir nun am Sonntagabend wohlbehalten wieder zu Hause ankamen, waren wir uns einig: Dies war ein Erlebnis fürs Leben, eine Bildungsreise und ein wertvolles Gruppenerlebnis, das uns als JU-ler noch enger zusammengeschweißt hat. Und vor allem schmeckt es nach mehr. Was Frankreich und insbesondere Paris betrifft sagen wir: A bientôt!


Text: Luis Lohaus

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